Als Planerin buche ich Unterkünfte bei meinen (Dienst-) Reisen im Voraus und bin gut organisiert. Puffer gehören immer dazu und erlauben oft Abstecher. Bei Studienreisen sitze ich mit vielen anderen zusammen und Reiseleiter kümmern sich. Die L’Arlesienne höre ich mir seit der Provencereise letztes Jahr übrigens mit noch mehr Vergnügen an: Unsere Reiseleiterin erzählte auf der Fahrt nach Arles die Geschichte dazu, sie blieb haften. Ebenso, wie viele andere Kleinigkeiten am Wegesrand, die meinen Horizont erweiterten und Lust auf mehr bereiteten.
Kurzreisen als Lebenselixier
Seitdem ich eigenes Geld verdiene, also seit etwas über zwanzig Jahren, liebe ich Abstecher und Wochenendreisen. In England traf ich mich ab und zu mit einem Freund. Er arbeitete damals in Nordirland und wir trafen uns meist irgendwo in der Mitte. Einmal mietete ich mir in London ein Auto. Damals gab es noch keine Navigationsgeräte. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt in Bath hatte ich noch genügend Zeit für eine eigene Tour. Zwischen Innenstadt und Winchester verfranste ich mich und war stattdessen unterwegs nach Windsor. Und zwar auf einer geschichtsträchtigen Landstraße. Was es mit ihr auf sich hatte, erfuhr ich bei einem auskunftsfreudigen Herrn und einer Tasse Tee. Begegnungen, Neues erfahren und Geschichte hautnah erleben, fixen mich gewaltig an.
Gelernt habe ich bisher auf jeder Reise etwas:
- In Franken und Bayern nie mit „Moin, moin“ grüßen. Dat versteihn die nich. Da secht man „Grüß Gott“. Morgens beim Bäcker Brötchen geholt in aller Herrgottsfrühe…
- München hat ein wunderhübsches Jugendstilbad – eine Wonne darin zu schwimmen, interessiert man sich für Architektur.
- Dienstreisen mit mehreren Übernachtungen, und sei es nur der weiten Entfernung wegen, mit Zeit für eigene Erkundungen verknüpfen. Regensburg, Passau, Bamberg, Stade, Kiel, Wismar, Erfurt, Zürich, Chur, … unter anderem dabei. Mittendrin wunderbare Erkenntnisse, Erlebnisse und Begegnungen.
- Starkregenfälle im Fünf-Minuten-Takt in Arles und Umgebung: wie schnell bilden sich kleine Bäche, wo fließt das Wasser entlang und wie rasch versickert es sobald der Regen aufhört.
Reisen mit Kultur und Naturgenuss
Wenn ich tatsächlich verreise, also länger als ein, zwei Tage, dann brauche ich beides: Kultur und Landschaft. Gerne auch urbanes Flair zwischendurch. Großstädte halte ich maximal drei Tage aus. Paris mit einem Abstecher nach Giverny in Monets Garten auf einer der Heimfahrten war eine Wucht. Die Stadt sowieso, jedes Mal wieder. London ist wunderbar, nicht nur zur Teatime in der Orangerie der Kew Gardens! Das Foto zeigt übrigens kletterbegeisterte Briten in den Klippen der Three Cliff Bay auf der Gower Peninsula. Auch diese zu erkunden, lohnt sich – viel Natur samt karstigen Phänomenen, Furten, ins Meer fließenden Bächen, freilaufenden Pferden…
Was sich verändert hat
- ich höre viel mehr auf meine Intuition als noch vor Jahrzehnten. Von reiselustigen Eltern geprägt, erkunde ich nach wie vor Städte gerne zu Fuß. Laufend erfahre ich mehr. Lieber langsam und ausdauernd.
- Sprachschwierigkeiten kommen vor und sind bisher immer zu lösen gewesen. Notfalls mit Zettel und Stift etwas skizzieren. Oder ein netter Mensch springt bei.
- Die meisten Menschen sind höflich, oft sogar freundlich und es gibt auf jeder Reise ein paar inhaltlich interessante Gespräche.
- Ich achte darauf, wie sich Kulturlandschaften verändern. Es gibt mehrere Gründe, warum ich Naturschutz und Landschaftsnutzung studierte. Mich durch Landschaften bewegen ohne mitzudenken, ist unmöglich. Pflanzen und Geologie vor Ort finde ich ungemein spannend.
- Jede Reise bereitet Lust auf eine nächste. Die Frage lautet jedes Mal: wohin geht sie?
- Ich mag Gespräche mit Einheimischen, die selbst etwas bewirken oder sich gerne – man merkt das ja, wenn Leute nur etwas abspulen oder ob Interesse da ist – über Vergangenheit, Gegenwart und Zukünftiges unterhalten. Historische Zusammenhänge sind ebenso wichtig wie Landschaft und Kultur. Alle drei gehören zusammen. Und wir leben in einer spannenden Epoche.
Meine Kollegin Sabine Olschner reist seit dreißig Jahren und bloggt darüber auf „Ferngeweht“. Nun regt sie eine Blogparade rund um das Thema „Reisen verändert“ an und möchte wissen, ob das nur bei ihr so ist und wie bei anderen. Mich sprangen ihre Fragen an.