In manchen Netzwerken herrscht oft noch die Meinung vor, dass Akquise etwas Unanständiges sei. Etwas, das zwar jeder Selbstständige tun muss, aber das man doch besser nicht ausspricht. Neulich stand ich im Gespräch mit einigen Damen zusammen. Wir stellten uns gegenseitig vor, nannten dabei auch unsere Berufe. Eine kniff die Augen zusammen und fragte mit leicht schriller Stimme, wie ich denn Kunden gewänne? Mit meiner Antwort rechnete sie nicht. Jetzt neugierig geworden, hakte ich nach. Die Dame hatte bereits schlechte Erfahrungen bei typischen „Frauen-Business-Netzwerktreffen“ gesammelt. Wo viele sich vorstellten, ein passendes Thema aus dem Hut zögen, um sie gefühlt schwuppdiwupp als Kundin zu angeln.
Netzwerken wird zu Akquise – im Gespräch
Das sich ein netzwerkendes Gespräch zum Akquisegespräch entwickelte, habe ich auch schon erlebt. Und zwar in beiden Richtungen. Manchmal suche ich jemanden, der genau das anbietet, was ich oder einer meiner Kunden gerade braucht. Oder ein Gesprächspartner sucht jemanden, der ihn zu Marketing so beraten kann, dass er seine Presse- oder/und Öffentlichkeitsarbeit selbst umsetzen kann. Und wir finden uns. Manchmal kommen die Fakten bereits im ungestörten Zweiergespräch dazu, oft verabreden wir uns zu einem ungestörten Treffen oder Telefonat. Denn bei Netzwerkveranstaltungen ist es oft trubelig.
Akquise = Netzwerken = Irrtum
Davon auszugehen, dass netzwerken gleich zu setzen mit Kunden gewinnen ist, ist schlicht ein Irrtum. Wer aktiv akquirierend bei Netzwerktreffen unterwegs ist, wird schnell erkannt. Das hat nichts mit dem guten Aufbau und Halten öffentlicher Beziehungen (PR – public relations) zu tun. Netzwerken besteht aus stetem Geben und Nehmen. Das können Tipps, Empfehlungen sein. Da können auch Freundschaften entstehen. Und ja, auch Kunden gewonnen werden, natürlich! Nämlich dann, wenn man Vertrauen gewinnt und zeigt, dass man offensichtlich gut in seinem Beruf ist und die Chemie stimmt und auch noch etwas anbietet, was jemand anderes gerade benötigt. Viele „und“, alle diese Faktoren gehören zusammen und müssen passen. Das passiert nicht bei jedem Netzwerktreffen und beileibe nicht bei jedem Gespräch.
Offline-Netzwerken ist eine gute PR-Maßnahme
Persönlich vor Ort bei Veranstaltungen Leute kennenzulernen ist an sich eine gute PR-Maßnahme. Netzwerken dient dem Austausch untereinander und natürlich auch dem Empfehlen guter Kontakte. Allerdings nur, wenn
- du bereit bist, selbst zu geben,
- Vertrauen langsam aufbaust,
- weißt, wer du als Selbstständige/r bist und
- was Du für wen konkret anbietest,
- was Du brauchen könntest
- Echte Netzwerk-Beziehungen zu Gleichgesinnten aufbauen willst
- und dich gerne in unterschiedlichen Gruppen tummelst und
- Smalltalks führen magst
- du weißt oder wenigstens ahnst, was für ein Netzwerk Dich weiterbringen kann
- und bei welchem du selbst gut mit deiner Expertise aufgehoben bist
Das ist jetzt keine „Non-plus-ultra“ – Liste!
Dieser Beitrag nimmt an der Blogparade von Sascha Theobald „Mein wichtigster Rat an mein Gründer-Ich“ teil.